Artikel aus der Schaffhauser Rotkreuz Zeitung Mai 2024

Pflegehelfende - es geht immer ums Leben

Immer mehr Menschen sind in Zukunft auf Pflege und Betreuung angewiesen. Pflegehelfende SRK leisten dazu einen wertvollen Beitrag.

Immer mehr Menschen sind in den kommenden Jahren auf Pflege und Betreuung angewiesen. Pflegehelfende SRK tragen mit ihrer Arbeit unmittelbar dazu bei, dass auch Hochbetagte und Langzeitpatienten in einer schönen und wohnlichen Umgebung gut aufgehoben sind und darum eine möglichst hohe Lebensqualität haben.

«Pflegehelfende sind ganz nah dran», sagt Helene Baumann, Leiterin Bildung beim SRK Kanton Schaffhausen: «Sie haben viel Kontakt mit den betreuten Personen und erleben deren Nöte und Sorgen, Ängste und Schmerzen. Diese Eindrücke leiten sie an das qualifizierte Personal weiter. Damit entlasten sie dieses ein Stück weit.» Das mache sie zu äusserst wertvollen Mitgliedern des Pflegeteams – im Alters- und Pflegeheim, im Spital, in der Spitex oder in weiteren Institutionen des Gesundheitswesens: «Die Pflegehelfenden SRK sind nicht wegzudenken. Es gibt Zahlen, die zeigen, dass in Alters- und Pflegeheimen bis zu 50 Prozent der rein am Bett Pflegenden durch Pflegehelfende SRK abgedeckt werden.»

Intakte Chancen, vielfältige Möglichkeiten
Der Lehrgang «Pflegehelfende SRK» stehe grundsätzlich allen offen, sagt Helene Baumann: «Besonders attraktiv ist er für diejenigen, die sich beruflich verändern und in das Tätigkeitsfeld Betreuung und Pflege quereinsteigen möchten.» Der Lehrgang führt innerhalb kurzer Zeit – nach 120 Stunden Theorie und zwölf Tagen Praxiseinsatz – zum Zertifikat «Pflegehelfende SRK». Dieses ist im Pflegebereich schweizweit anerkannt und kann zu einem Berufseinstieg führen. Baumann: «Sehr gut abgeholt sind bei diesem Lehrgang Personen, die einen beruflichen Umstieg vorhaben und etwas Sinnstiftendes machen möchten.» Den zwölftägigen Praxiseinsatz sieht Baumann als Chance für die Teilnehmenden: «Dort können die angehenden Pflegehelfenden zeigen, wie sie arbeiten, und dort kann man sie vormerken für den Fall, dass dereinst eine offene Stelle zu besetzen ist.» So komme es oft vor, dass Pflegehelfende angefragt würden von den Institutionen, in denen sie ihren Praxiseinsatz geleistet haben. «Der Lehrgang bietet viele Chancen und Möglichkeiten, die im Zwischenmenschlichen und im Einstieg in den Arbeitsmarkt liegen.» Sie erlebe es in der Praxis immer wieder, dass Absolventinnen und Absolventen des Pflegehelfenden-Lehrganges später
beruflich noch einen weiteren Entwicklungsschritt machten: «Das kann ein Berufsabschluss sein mit Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis, aber auch eine Höhere Fachschule im Bereich der Pflege.» Wer den Lehrgang absolviert habe, profitiere davon weit über den unmittelbaren beruflichen Nutzen hinaus: «In den Lehrgangsgruppen läuft vieles gemeinsam, und es sind ganz unterschiedliche Werte und Normen vertreten», sagt Baumann. Das ergebe sich zum einen durch das unterschiedliche Alter der Teilnehmenden, durch ihre verschiedene Herkunft und durch das, was sie bisher in ihrem Leben erlebt haben. Hinzu komme, dass die Teilnehmenden an den Lebensthemen lernten: «Es ist nichts abstrakt, es geht immer ums Leben.» So gesehen, biete der Lehrgang auch die Chance, weitere Schritte in der individuellen persönlichen Entwicklung zu machen: «Vorausgesetzt natürlich, dass man das für sich persönlich zulassen kann und will.» Zudem lerne man in dem Lehrgang, seinen Körper noch besser zu verstehen, man erarbeite sich ein Wissen über das Leben und das Sterben, und man gewinne ein besseres Verständnis über das Älterwerden. Baumann: «Aus dem Lehrgang nehmen die Absolventinnen und Absolventen etwas mit, das sie auch privat, im familiären Umfeld, einsetzen und anwenden können, etwa bei der Betreuung älterer Angehöriger. Das ist ein wichtiger Aspekt.» Baumann hebt mehrfach die Bedeutung der Teamfähigkeit für die Tätigkeit als Pflegehelfende hervor: «Die Arbeit im Team ist wichtig, und darum wird sie bereits im Rahmen der Lehrgangsgruppe eingeübt.» 

Sprachkenntnisse gehören dazu 
Weil Pflegehelfende stets im Austausch stehen mit den betreuten Personen und dem Pflegeteam, müssten sich alle Beteiligten nicht nur menschlich, sondern auch sprachlich verstehen, sagt Baumann: «So müssen die Pflegehelfenden zum einen verstehen, was ihre Aufträge sind, zum andern aber auch, was die alten Menschen sagen.» Darum wird für diesen Lehrgang eine Sprachkompetenz in Deutsch auf dem Sprachniveau B1 gefordert. Auf diesem Niveau verfügt die Person über ausreichende Kenntnisse, um sich in einfachen Situationen auszudrücken; an einer fortlaufenden, mühelosen Kommunikation muss sie jedoch
noch etwas arbeiten. «Zudem muss Schweizerdeutsch verstanden werden», fügt Baumann an. Sie betont jedoch, dass dieser Lehrgang auch Chancen für Menschen bietet, die von woanders her zu uns gekommen sind: «Sofern die Sprachkompetenz gegeben ist und die Voraussetzungen an die körperliche, seelische und geistige Gesundheit und Stabilität erfüllt werden, erleben wir häufi g, dass diese Personen mit dem Lehrgang auch einen Berufseinstieg schaffen.» Nicht zu unterschätzen sei dabei die Bedeutung des Kontaktes innerhalb der Lerngruppe: «Neulich hat mir eine Absolventin gesagt, sie habe in dem Lehrgang Freundinnen und Freunde gefunden.» 

Wie meldet man sich für den Lehrgang an?
«Es gibt ein standardisiertes Aufnahmeverfahren», sagt Helene Baumann. Dieses beinhaltet den Besuch eines Informationsanlasses, und in Schaffhausen findet anschliessend noch ein Eintrittsgespräch statt mit einer Kursleiterin oder der Leiterin Bildung. Baumann: «Sind danach alle Voraussetzungen erfüllt, steht der Unterzeichnung des Vertrages
nichts mehr im Weg.»

Text: Rolf Fehlmann
Bild: SRK Ruben Ung

Zur Schaffhauser Rotkreuz Zeitung vom 4. Mai 2024